Eine neue Hauptstadt für Europa

Anfang der 50er Jahre fand in Europa eine rege Debatte über den Sitz der künftigen europäischen Institutionen statt. Es bewarben sich mehrere Städte, u.a. Saarbrücken, Den Haag und Brüssel. Einen anderen Ansatz verfolgten ein französischer Maler und ein deutscher Journalist: Ihre Idee entstand während des 2. Weltkrieges, als beide bei einem gemeinsamen Schicksal dafür büßen sollten, Europäer zu sein. Sie beschlossen, der Vereinigung bei der Stadt Weißenburg eine Heimstatt zu geben und einen Treffpunkt für junge Europäer zu gestalten.

Der Studentensturm auf die Grenzen

Wir schreiben das Jahr 1950. Nach 3 Kriegen in weniger als 100 Jahren, in denen sich Deutsche und Franzosen bekämpften, ist gerade die Jugend der Gebietseroberungen und Verwüstungen leid. Ein friedliches, nachbarschaftliches Miteinander ist das Mindeste, was sie sich wünschen. Aber Viele wollen mehr: am 6. August 1950 demonstrierten 300 Studenten aus verschiedenen Ländern am Grenzübergang beim St. Germanshof – sie rissen die Schlagbäume zwischen den Zollhäusern ein und forderten ein zukunftsgerichtetes Europa mit offenen Grenzen.

Grenzraumgeschichte am St. Germanshof

Vom einen Europa zur Europäischen Union: 1215 Jahre Geschichte der Grenze am St. Germanshof. Der rund 40 Einwohner zählende St. Germanshof ist ein Ortsteil der Gemeinde Bobenthal, Region Westpfalz. Wenn man sich mit diesem, direkt an der deutsch-französischen Grenze gelegenen Ortsteil befasst, ist eine grenzüberschreitende Betrachtungsweise unerlässlich, um seine Entstehung und lange Geschichte zu verstehen. Im Kern ging es stets um eine Kapelle, eine Burganlage und - an ihrer Stelle - die Hofanlage. Gaststätte, Friedhof, Zollhäuser, Sägewerk usw. sind erst im 20. Jahrhundert hinzu gekommen.